Gemüse des Monats Juli 2013:
Blumenkohl – Keesköhl
Brassica oleracea L. ssp. oleracea convar. botyris (L.)
alef. var. botyris L.
Cauliflower
Botanik
Der im Mittelmeerraum sowie an den golfstromerwärmten Atlantikküsten vorkommende Wildkohl ist auch der Ursprung des Blumenkohls, der zu Beginn der Neuzeit in der mediterranen Region gezüchtet wurde. Wie der jüngere Brokkoli bildet der auch Karfiol genannte Blumenkohl als „Blütenkohl“ bereits im ersten Jahr – und nicht wie die anderen Kohlarten erst im zweiten – die „Rose“ aus: die weiße gestauchte, halbkugelige und fleischige, gewissermaßen embryonale Anlage des Blütenstands, die vor der Blüte geerntet wird. Lässt man diese auswachsen und blühen, so erhält man aus den ab Juli erscheinenden wenigen fertilen – fruchtbaren – der strauchartig angeordneten Kreuzblüten nach der bis in den Herbst dauernden und notwendigerweise von trockenem Wetter geprägten Reifezeit Samen.
Gartenbau
Im Interesse einer kontinuierlichen Marktversorgung wird der Blumenkohl seit Jahrhunderten in Phasen gesät und verpflanzt: Bis ins frühe 20. Jahrhundert konnten die im August gesäten, über den Winter entweder kopfüber in trockenen Erdkästen eingeschlagenen und mit Laub abgedeckten oder im September in isolierte Mistbeete versetzten Pflanzen nach der erneuten Auspflanzung frühestens im Juni geerntet werden. Durch die energieintensive Glashaustechnik gelingt die erste Ernte heute bereits im Mai. Die ab März bis Anfang August gesäten und im 4-6-Blattstadium in ein- bis zweimal pro Woche ausgebrachten Pflanzen-Sätze ermöglichen durch ihre zeitlich gestaffelte Reife kontinuierliche Ernten von Juli bis in den Winter. Damit die Rose gleichmäßig weiß bleibt, können einige der Blätter über die Rose geknickt werden.
Der empfindliche Blumenkohl benötigt eine gute Stickstoff- und eine ausreichende Molybdänversorgung des notwendigerweise warmen, feuchten Bodens. Temperaturen von 7-14°C sind ideal für die Ausbildung der Rose, kontinuierliche Werte von über 20°C verlangsamen deren Entwicklung.
Bamberger Gärtnerei
Bisher ist man davon ausgegangen, dass der Keesköhl, der seinen hiesigen Dialektnamen der käsweißen Farbe der Rose verdankt, erst nach 1800 in Bamberg kultiviert wurde. Quittungen von 1764-65 deuten jedoch bereits für diese Zeit auf umfangreiche Ernten in Sommer und Herbst in Bamberg hin, wobei der Verkauf der überwinterten Exemplare Anfang März abbrach. Der hier ebenfalls belegte Dialektname verweist auf eine schon erfolgte feste Einbürgerung dieser Kohlart, die somit wohl schon seit der Zeit um 1700 von den Bamberger Gärtnern gezogen wird. Die fruchtbaren, warmen und feuchten Böden sowie das selbst in der „kleinen Eiszeit“ warme Klima stehen ebenfalls dafür. Die schwierige Samenzucht wurde hier wohl wenn, dann nur in nicht nennenswertem Umfang betrieben.
Hubertus Habel
Blumenkohl im Bamberger Kochtopf vor 200 Jahren
„Karfiol zu kochen, bürgerlich.
Von diesem Gemüse brauchet man 3 Stauden für 4 Personen. Hat man den Karfiol, wie sichs gehöret, geputzet, so setzet man Wasser mit Salz auf das Feuer, in welchen man ihn nicht gar zu gelinde absieden läßt, giebt in ein Geschirr 20 g frischer Butter, rühret unter dieselbe einen Kochlöffel voll Mehl, gießt einen Viertelliter Fleischbrühe daran, leget eine ganze Zwiebel hinein, rühret die Sauce auf dem Feuer ab, läßt sie wohl verkochen, und richtet inzwischen den Karfiol auf die Schüssel. Wenn nun die Sauce eingekocht ist, so salzet man sie, reibt ein wenig Musaktennuß daran, legiret sie hernach mit dem Dotter von 2 Eyern, und gießet sie über den Karfiol, so er gut zubereitet.“
Quellen:
Franke, Wolfgang: Nutzpflanzenkunde, Stuttgart/New York 72007.
Haupt, Anton: Die Bamberger Gärtnerei, Bamberg 1866.
Heistinger, Andrea u. a.: Handbuch Samengärtnerei, Stuttgart 22010.
Kindshoven, Josef: Der Gemüsebau in Feld und Garten, Stuttgart 21922.
Klietsch, Heinrich/Johann Hermann Siebell: Bamberger Kochbuch, Bamberg 1805.
Lucas, Eduard: Der Gemüsebau, Stuttgart 1860.
Wonneberger, Christoph u. a.: Gemüsebau, Stuttgart 2004.
Staatsarchiv Coburg LA A 2572-2578.