Gärtner- und Häckermuseum

Bamberg

Das Haus des "adoptierten" Gärtner-Heiligen in Bamberg:

Sebastiani-Kapelle

Als "den Gärtnerpatron" in Bamberg bezeichnet Elisabeth Roth St. Sebastian in ihrem 1986 erschienen Führer durch das Gärtner- und Häckermuseum. Der Untere Gärtnerverein hatte sich in den Jahrzehnten um 1900 den Beinamen "St. Sebastian" gegeben, in der Bamberger Nordflur stehen gleich mehrere Sebastiani-Skulpturen und in der Gärtnerei wurden seit dem 18. Jahrhundert viele Söhne nach ihm getauft. - Wie ist es dazu gekommen, dass die Bamberger Gärtner ihn als zweiten Schutzheiligen neben der Zunftpatronin Maria Magdalena betrachten?

Wie in anderen mittelalterlichen Städten gab es auch vor den Toren Bambergs ein Pestspital. An der von Norden kommenden Handelsstraße, der heutigen Bundesstraße B4, lag es an der noch heute bestehenden Kapelle St. Sebastian in der Siechenstraße, die ihren Namen dieser und benachbarten caritativen Einrichtrungen verdankt. Von etwa 1362 bis nach dem Dreißigjährigen Krieg hat die Pest die Bistumsstadt immer wieder heimgesucht. Als Quarantänestation zur Isolierung der Erkrankten war das Pesthaus notwendig, das wie die meisten Spitäler auch eine Kapelle bekam, die wohl vor 1500 erbaut worden ist.

Nach dem Dreißgjährigen Krieg war das „Lazareths zu St. Sebastian“ wegen des Ausbleibens neuerlicher Pestepidemien obsolet geworden und die Kapelle wurde der Bevölkerung geöffnet. 1661 stiftete Nikolaus Lorber, Wirt der Brauerei „Großkopf“, eine neue Sandstein-Figur des Heiligen für die Westfassade. Bierbrauer und Gärtner waren es auch, die sich fortan um das Kirchlein kümmerten. Sie mussten nun nicht mehr für jeden Gottesdienst die weiten Wege in die „Untere Pfarre“ (Alt St. Martin auf dem heutigen Maximiliansplatz) oder in die Immunitätskirche St. Gangolf gehen.

Zahlreich war die neue Sebastiani-„Gemeinde“, die im neuen Langhaus Platz fand. Sie, die „Unteren Gärtner“ haben ihren „Bassdl“ fest in Herz geschlossen, den sie seit dem späten 18. Jahrhundert bei ihren Prozessionen mittragen. Ihn bzw. seine Kapelle haben die "Unteren" Gärtner im Verlauf der vergangenen beiden Jahrhunderte gleich zweimal gerettet: 1803 vor dem sakularisationsbedingten Abbruch und 1979/81 vor der drohenden Umwandlung in ein Weinlokal.

Im Zuge der zweiten Rettung kam der Trägervereins des Gärtner- und Häckermuseums in den Besitz der Kapelle, die – frisch saniert - seit 1984 wieder öffentliches Gotteshaus ist, das zur Sebastiani-Oktav im Januar, am Kirchweih-Sonntag vor dem 10. September und zum Adventsgottesdienst des Museumsvereins geöffnet ist.

Außerhalb dieser Zeiten lädt das Gärtner- und Häckermuseum zu Führungen in diesem kleinen barocken Kleinod der Unteren Gärtnerei ein.

Die Sebastiani-Kapelle mit dem neogotischen Westgiebel von 1857.

Skulptur des heiligen Sebastian von 1661 im Westgiebel.

"Bassdl", "Prozessionsbild" des Unteren Gärtnervereins, während der Großen Fronleichnamsprozession 2014.